Preisverleihung 2016
Die Jurys:
Der EMAF Award und der Dialogpreis des Auswärtigen Amtes wurden vergeben durch Nadine Bors, Kevin B. Lee und Jasmina Metwaly.
Der EMAF Medienkunstpreis der Deutschen Filmkritik wurde durch drei Mitglieder des VDFK e.V. vergeben, nämlich durch Wilfried Hippen, Lukas Stern und Carolin Weidner.
Das EMAF gratuliert herzlich den folgenden Gewinnern:
EMAF Award 2016
Kabir Mehta - "Sadhu in Bombay"
Die Jury-Begründung: „Um zur Wahrheit zu gelangen, muss man manchmal tief in die Kamera blicken. Aber der Gewinner des diesjährigen EMAF-Awards macht deutlich, dass die Wahrheit durch einen tiefen Blick in die Kamera und durch direktes Sprechen noch komplizierter und noch schwerer zu bewältigen wird.
Zum einen: Ist der Hauptdarsteller eine reale Person oder ein Schauspieler? Zeigt der Regisseur die Wirklichkeit oder gestaltet er sie um? Und besteht überhaupt ein Unterschied zwischen diesen Unterscheidungen? Dieser Film erkundet diese Grauzone auf eine mutige Art und Weise, die weder abgedroschen noch übermäßig selbstreflexiv ist, sondern offen, klug und unkompliziert und befasst sich dabei mit den irreführenden Ebenen der Bewegtbild- und der sozialen Medien. Energisch und voller Neugier zeigt dieses Werk eindringlich das heutige Leben in einem Land, in dem diese Darstellungen leider verboten sind.
Wir sind dankbar dafür, dass wir die Möglichkeit haben, dieses mutige Werk hier zu zeigen und hoffen, in Zukunft mehr von diesem jungen und erfolgversprechenden Filmemacher zu sehen.“
Mehr Infos zu Kabir Mehta unter www.kabirmehtafilms.com


Dialogpreis des Auswärtigen Amtes:
Randa Maroufi - "Le Park"
Die Jury kommentierte ihre Entscheidung so: „'Ala washak“ ist ein arabischer Ausdruck und bedeutet „am Rande von“. Am Rande davon zu sein, die Geschichten und die Menschen, die dabei sind, diese zu spielen, zu verstehen.
Aber das ist nicht so wichtig wie der Raum des stummen, verlassenen Parks, der weder eine Geschichte erzählt, noch etwas spielt oder vertritt, sondern die Interpretation der Welt der Imagination überlässt. Durch ein buntes Gemisch von Gesprächen und aufgezeichneten Klängen und die lebhaften Inszenierungen von Jugendlichen, die als filmische Skulpturen eingefroren sind, regt dieses Werk die Fantasie der Zuschauer an. Diese Körper und Stimmen zeigen Porträts von Jugendlichen in einem Raum, den sie sich zu eigen gemacht haben, der jedoch unvollständig bleibt. Diese Unvollständigkeit schafft im Kopf der Zuschauer einen Raum des Dialogs.
Aus diesem Grund geht der EMAF Dialogpreis an Le Park unter der Regie von Randa Maroufi."
Mehr zu Randa Maroufi: www.randamaroufi.com
EMAF Medienkunstpreis
Fabiano Mixo - "Woman Without Mandolin"
Die Jury des VDFK e.V. erklärte: „Woman Without Mandolin zeigt uns das Portrait einer Frau – ein Portrait in Bewegung. Ein Gesicht und einen Körper durch die Zeit zerschnitten und geteilt - in der Zeit und durch die Zeit gefaltet.
Dieser kunstvolle und poetische Film von Fabiano Mixo ist nicht nur inspiriert von der kubistischen Malerei und ihren Meistern, er ist vielmehr deren Aktualisierung durch die Möglichkeiten der Audiovisualität, durch die Montage, die für die Dauer eines Films unaufhörlich fragmentiert und neue Proportionen schafft.
Mit diesem Film zeigt Mixo, dass er eine klare Vorstellung vom Wesen der Filmkunst hat, von ihrer Möglichkeit, den Kubismus durch Bewegung und Zeit neu zu denken und neu zu öffnen. Er etabliert auch einen Blick auf den Menschen, dem nicht nur eine Perspektive gemäß sein kann und durch den sich der Mensch stets zeigt und gleichzeitig verbirgt.
Durch dieses Verfahren und die intensive Präsenz seiner Darstellerin Miriam Goldschmidt wirft Mixos Film die ganz fundamentale Frage nach der Wahrnehmung und der Repräsentation des anderen Menschen auf.“
Mehr zu Fabiano Mixo und seinem Film:

Die Jury des EMAF Awards und des Dialogpreises hat zudem eine "Lobende Erwähnung" für eine Arbeit aus der diesjährigen Ausstellung ausgesprochen:

Lobende Erwähnung
Emmanuel Trousse - "Sirènes/Short Walk"
Die Jury kommentierte: "In der Welt von heute zu leben, bedeutet in einem Zustand der sensorischen Reizüberflutung und des Überflusses zu leben. Zeitgenössische MedienkünstlerInnen greifen diesen Zustand oft auf, indem sie versuchen, ihn nachzuahmen. Dieses Werk hingegen bietet dem Zuschauer eine Geste der Schlichtheit, die uns den Raum gibt, Menschlichkeit auf eine Weise zu erleben, die uns zutiefst berührt. Es ist ein Werk, das sowohl Kürze als auch Endlosigkeit vermittelt, eine einzige Handlung, die sich unausweichlich wiederholt. Diese Handlung wird von Dutzenden ProtagonistInnen ausgeführt. Wir lernen sie jedoch kaum kennen, sehen niemals ihre Gesichter. Wir sehen nur, wohin sie sich bewegen, ein Meer voller Möglichkeiten, das sich als ein mysteriöses Schicksal entpuppt, das jeden von ihnen als Ganzes verschlingt. Wir sehen, wie sich jeder einzelne von ihnen mit langsamer, stetiger Beharrlichkeit seinem Schicksal nähert, teils Action-Hero, teils Zombie. Stellt es eine heldenhafte Anstrengung des freien Willens eines jeden dar oder werden sie vom Ruf der Sirenen verleitet? Dies ist das tiefe Geheimnis des Werks, dem wir die "Lobende Erwähnung" der Internationalen Jury verleihen."
Weitere Infos zu Emmanuel Trousse: www.emmanueltrousse.com